Polnisch-litauische Söldnerverbände von der russischen Smuta bis zum Dreißigjährigen Krieg: Die ‚Lisowczycy‘

Das Dissertationsprojekt widmet sich der Konstituierung, Entfaltung und Auflösung der Gruppe, die in die polnisch-litauische und russische Geschichte nach dem Namen ihres Gründers Alexander Lisowski als „Lisowczycy“, in die böhmische, deutsche und lothringische Geschichte hingegen unter verschiedenen Fremdzuschreibungen (Kosaken, Polen) eingegangen ist. Dabei handelt es sich um leichtbewaffnete „irreguläre“ Kavallerieeinheiten, die als Freireiter nur unregelmäßig Sold erhielten und sich durch Plünderungen und hohe Mobilität auszeichneten.
Die Gewaltgemeinschaft ist neben ihrer Mobilität (von Moskau bis zum Rhein unter den Verkehrsbedingungen des 17. Jahrhunderts) und der von Zeitgenossen immer wieder hervorgehobenen Brutalität auch deshalb besonders interessant, weil sie eine Reihe von Selbstzeugnissen und Selbstdarstellungen hinterlassen hat, die eine Selbststilisierung als „christliche Kämpfer“, „männliche Ritter“, und „polnische Helden“ beinhaltet und Rechtfertigungspositionen schaffen sollte. Deutlich fassbar ist auch die Selbststilisierung und Selbstbezeichnung als „ritterliches Volk des edlen Lisowski“, die in Formeln wie „neue Makkabäer“ mündete. Dem steht die Außensicht als plündernde und mordende illegale und irreguläre Verbände entgegen.

PROJEKTBEARBEITUNG: Vadim Popov
LAUFZEIT: seit 2012
SCHLÜSSELPUBLIKATIONEN:

  • Arkadiusz Błaszczyk, Hans-Jürgen Bömelburg, Vadim Popov: Gewaltgemeinschaften und die Military Revolution im östlichen Europa. Der Einfluss internationaler Konjunkturen und wirtschaftlicher Faktoren auf die Gewaltmärkte der Frühen Neuzeit, in: Gewaltgemeinschaften in der Geschichte. Entstehung, Kohäsionskraft und Zerfall. Hg. W. Speitkamp. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2017. S. 101-138.