„Ich bin kein Mitläufer...“ Thomas Mann und die Sowjetunion

  • 19.11.2019
  • 18.00 Uhr
  • Deutsches Historisches Institut Moskau, Voroncovskaja 8/7
  • Buchpräsentation

Dr. Alexej Baskakov (Lübeck) präsentiert den Band:

„Ich bin kein Mitläufer...“ Thomas Mann und die Sowjetunion (Böhlau Verlag Wien 2018)

Arbeitssprache: Russisch
Bitte beachten Sie, dass das Institutsgebäude nach 18:30 nicht mehr zugänglich ist.

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  • Zusammenfassung

    Nachdem das FBI, das State Department und die militärischen Geheimdienste der USA entsprechende Akten freigegeben hatten, erschien eine umfangreiche Studie über die Beobachtung exildeutscher Schriftsteller durch diverse amerikanische Behörden. Die breite Leserschaft durfte erfahren, dass alle Aktivitäten beispielsweise des Autors von Buddenbrooks überwacht und ausgewertet worden waren. Das klingt zwar nach einem spektakulären Vorfall, doch handelte es sich eigentlich um eine naheliegende Tätigkeit der Sicherheitsdienste: Thomas Mann war ein prominenter politischer Immigrant mit Kontakten in die höchsten Sphären der amerikanischen Gesellschaft; er stammte aus dem Land, mit dem sich die USA seit 1941 im Krieg befanden, und hatte in Amerika von 1938 bis 1952 seinen festen Wohnsitz. Nicht unbedingt naheliegend ist dagegen der Umstand, dass seine Aktivitäten auch von einer anderen Seite aufmerksam beobachtet wurden. Es scheint bisher unbekannt geblieben zu sein, dass auch die Behörden der UdSSR, eines Landes, welches der «Zauberer» nie besucht hat, seit spätestens 1946 eine Akte über ihn geführt haben. Weitere Unterlagen belegen, dass die Details seines Künstlerlebens den Sowjets sogar schon früher bekannt waren. Thomas Mann war kein Politiker, kein Geschäftsmann und kein Wissenschaftler. Was war der Grund dieses Interesses für den «bürgerlichen» Dichter mit dekadenten Wurzeln seitens der kommunistischen Machthaber? Das Interesse beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Thomas Mann zeigte sich gegenüber der Sowjetunion keineswegs gleichgültig. Sein Verhältnis zum Staat Lenins und Stalins gestaltete sich als ein Prozess, der verschiedene Phasen durchlebte. Er fing in den Jahren 1917–1918 an, als der erschrockene deutsche Patriot und Royalist plötzlich den Anbruch einer neuen Weltordnung erblickte, und erreichte 1955 kurz vor seinem Tod einen Höhepunkt, als der international umworbene Literaturfürst beinahe Träger des Stalin-Friedenspreises geworden wäre. Das vorliegende Buch will diesem lange andauernden, von gegenseitigem Interesse gekennzeichneten Verhältnis auf den Grund gehen.