Französisch-sowjetische Feld-Symposien "Alpen-Kaukasus": zur Geschichte der Zusammenarbeit der zwei Länder in der Erforschung und Erschliessung der Berggebiete

  • 29.01.2020
  • 18.00 Uhr
  • Centre d'études franco-russe, ul. Nikolojamskaja 1
  • Russland und die Sowjetunion im 20. Jahrhundert: Neue Themen, neue Zugänge

Vortrag von Alexey V. Sobisevich (S.I. Vavilov Institute for the History of Science and Technology of the Russian Academy of Sciences) am Centre d'études franco-russe (CEFR)

Arbeitssprache: Russisch

In Kooperation mit dem Centre d'études franco-russe (CEFR)

Anmerkung zum Ort: Besucher werden gebeten, das Gebäude durch den Haupteingang der VGBIL zu betreten und den Pass mitzuführen. 

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  • Zusammenfassung

    Anfang der 1970-er initiierten der Vize-Präsident der Internationalen Geographischen Union, französische Geomorphologe Jean Dresch und der Direktor des Geographischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR Innokentij Gerasimow ein internationales Projekt zur Naturforschung der Alpen und des Kaukasus. Von der französischen Seite nahmen die Mitarbeiter des CNRS, der Universitäten Paris X Nanterre, Aix-Marseille, Grenoble et Bordeaux (Paul Veyret, Robert Vivian, Yves Bravard, Paul Ozenda, Charles-Pierre Péguy u.a.) und von der sowjetischen Seite die Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der Georgischen SSR, des Geographischen Instituts der AW UdSSR und der Moskauer Universität (Feofan Dawitaja, Wladimir Preobraženskij, Georgij Tušinskij, Dmitrij Lilienberg, Gennadij Golubev u.a.) am Projekt teil. Auch die Nachwuchswissenschaftler Jean Radvanyi, Pierre Thorez und Niko Beručašwili schlossen sich dem Projekt an.
    Im Rahmen der ersten Projektphase besuchte die sowjetische Delegation im Juni und Juli 1974 die Alpen, und im August 1974 erfolgte der Gegenbesuch der französischen Forscher im Zentralkaukasus. 1981 wurden die Forschungsergebnisse im Sonderheft der Zeitschrift "Revue de Géographie Alpine" (Bd. 69, H. 2) veröffentlicht. Die zweite Phase in den Jahren 1981-1982 umfasste die Erforschung der Gebiete in den Südalpen und im Ostkaukasus. Die Schlussphase fand 1983 in den Ostpyrenäen und 1984 auf der Krim und im Westkaukasus statt.
    Im Laufe der Forschungen tauschten die Teilnehmer auch Erfahrungen auf dem Gebiet der Naturschutz in den Gebirgen aus. So übernahmen die sowjetischen Forscher nach ihrem Besuch im Nationalpark Mercantour die französische Erfahrung im Einrichten der Naturschutzgebiete im Gebirge und im Entwickeln des Wintertourismus. Die Berichte der sowjetischen Forscher lassen darauf schließen, dass weder die französische noch die sowjetische Seite einen entscheiden Vorsprung aufweisen konnte. Die französischen Lawinenstationen waren deutlich moderner ausgestattet und verfügten über effizientere Rettungsmethoden für die von Lawinen verschütteten Menschen. Auf der anderen Seite entwickelten die sowjetischen Wissenschaftler dank dem Fortschritt in der seismologischen Grundlagenforschung effiziente Methoden zur Prognostizierung der Naturkatastrophen in Berggebieten. Durch die gegenseitigen Forschungsaufenthalte und Beschaffung der neusten Ausrüstung gelangten die beiden Länder zum notwendigen Wissen und zu den Technologien zur Erschließung der Bergregionen.
    Die Symposien führten auch zum Aufbau der persönlichen Beziehungen zwischen den sowjetischen und französischen Forschern und ihren Familien. Nach Innokentij Gersimows Tod in 1985 hörten die Symposien auf. 1987 widmeten die französischen Geographen seinem Andenken ein Sonderheft der Zeitschrift "Méditerranée" (№ 2-3). Die französisch-sowjetischen Symposien kamen zum Schluss, denn alle vorgenommenen Ziele wurden erreicht: die Forscher besichtigten nicht nur die wichtigsten geographischen Objekte auf dem Kaukasus und in den Alpen, sondern auch in den Pyrenäen und auf der Krim. Die Bedeutung der Symposien liegt nicht allein auf dem Gebiet der Geowissenschaften. Vor dem Hintergrund des "Kalten Krieges" und des Misstrauens des sowjetischen Behörden allen Ausländern gegenüber stieß das gemeinsame Projekt den Wissenstransfer und den "Brückenbau" zwischen Frankreich und der Sowjetunion an.