Macht und Gesetzlichkeit in Russland im 19. Jahrhundert

  • 06.04.2017
  • 18.00 Uhr
  • Deutsches Historisches Institut Moskau, Voroncovskaja 8/7
  • Kolloquium 18.-19. Jahrhundert-Forschung

ANMELDUNG ERFORDERLICH

Bitte beachten Sie, dass das Gebäude nach 18:30 Uhr nicht mehr zugänglich ist.

Vortrag von Tat’jana Borisova (Higher School of Economics St. Petersburg)


„In Russland hat der Souverän ein lebendes Gesetz: Die Guten begnadigt er, die Bösen bestraft er, und die Liebe der Einen erhält er durch die Angst der Anderen. Wer den Souverän nicht fürchtet, hat auch keinen Respekt vor dem Gesetz!“ Diese Formel der Gesetzlichkeit im Russischen Reich von Karamsin kann wie ein Urteil über das russische Recht als Institution klingen. Ungeachtet dessen, dass die Alleinherrschaft und die Ausdehnung der Grenzen stets die wichtigsten Faktoren der politischen und der gesellschaftlichen Entwicklung im Russischen Imperium waren, waren sie jedoch keine Hindernisse auf dem Entwicklungsweg des russischen Rechts. Die imperiale Regierung gründete, stützte und wandelte sich auf Basis rechtlicher Möglichkeiten. Im Seminar wird die Frage behandelt, wie und durch wen die Erwartungen der Herrscher und der Untertanen in der rechtlichen Sphäre formuliert wurden und weshalb dies wichtig ist.

Tatiana Borisova, promovierte Historikerin und habilitierte Juristin (LL.D.) ist Dozentin an der Abteilung Geschichte der Higher School of Economics in St. Petersburg und erforscht die Entwicklung der russischen Rechtstradition und der Konzepte von Rechtmäßigkeit vom 19. bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Ihre Aufmerksamkeit gilt insbesondere der Veränderung des Rechtsverständnisses in der Zeit der Reformen und der Revolution. 2015-16 war sie Stipendiatin des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Zur Zeit arbeitet sie an der Monografie „The Taming of Russian Law, 1800-1920.