ONLINE: “Das Vokabular der Wissenschaftsdiplomatie. Übersetzung, Vermittlung und Kommunikation in der Wissenschaft im Kalten Krieg“

  • 14.09.2021
  • 16.00 Uhr
  • ONLINE
  • Russland und die Sowjetunion im 20. Jahrhundert: Neue Themen, neue Zugänge

Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr Moskauer Zeit!

Vortrag von Ksenia Tatarchenko (Universität Singapur)

In Kooperation mit Centre d'études franco-russe und IGITI (HSE University)

Arbeitssprache: Russisch

Meeting ID: 822 1867 2854
https://dhi-moskau-org.zoom.us/j/82218672854
Kenncode: 226704
Ohne Voranmeldung! 

Die Wissenschaft des Kalten Krieges war nicht einsprachig: Die internationale Zusammenarbeit war oft von der Kommunikation, von Übersetzungsmöglichkeiten abhängig. Englisch war nicht immer die weltweit vorherrschende Wissenschaftssprache. Allerdings beeinflussen wissenschaftliche Praktiken, die nach 1991 entstanden sind, unser Verständnis davon, wie transnationale Kommunikation stattfand. Es sei daran erinnert, dass Russisch die Sprache der größten wissenschaftlichen und technischen Gemeinschaft der Welt war. Mit dem Status der Sowjetunion als Supermacht wurde Russisch zu den Sprachen hinzugefügt, die nicht nur in der Diplomatie, sondern auch in der offiziellen Kommunikation zwischen sowjetischen und internationalen wissenschaftlichen Organisationen und Gemeinschaften verwendet werden. Die Anerkennung der Pluralität der Sprachen und der Stellung des Russischen als eine der wichtigsten Sprachen der wissenschaftlichen Kommunikation in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ist nicht trivial. Im Bereich der Wissenschaft und Technologie sind die Auswirkungen der Mehrsprachigkeit nicht weniger wichtig als im Bereich der Kultur, weshalb diese Erkenntnis eine Reihe von Fragen aufwirft, die in dem Bericht behandelt werden. Sie betreffen hauptsächlich zwei Themen: die Mechanismen der internationalen wissenschaftlichen Kommunikation an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Technologie und Politik sowie die Rolle der Übersetzung und der populären Wissenschaft und ihr Image in der sowjetischen Gesellschaft und darüber hinaus. In diesem Vortrag werden die Praktiken der wissenschaftlichen Übersetzung als eine potenziell reichhaltige Informationsquelle betrachtet, die über das unmittelbare Problem des wissenschaftlichen Informationsaustauschs hinausgeht. Eine genauere Betrachtung der Übersetzungspraxis macht den Übersetzer zu einer zentralen Vermittlungsfigur und ermöglicht neue Einblicke in die Beziehungen zwischen typischen Vertretern der internationalen Wissenschaft, darunter Diplomaten, Wissenschaftler und Parteieliten. Die kaum sichtbare, aber unverzichtbare Figur des Dolmetschers trägt dazu bei, die strukturellen Elemente der nationalen Wissenschaftspolitik mit persönlichen Erfahrungen von zwischenmenschlicher Kommunikation und Vertrauen zu verbinden.