Vortrag von Marija Starun (Higher School of Economics, Saint Petersburg)
In Kooperation mit Centre d'études franco-russe
Arbeitssprache: Russisch
ID-Konferenz im Zoom: 936 1668 5592
https://dhi-moskau-org.zoom.us/j/93616685592
Passwort: 862720
Ohne Voranmeldung
Das DHI Moskau wird diese Veranstaltung in eigenem öffentlichen Kanal über YouTube streamen: https://youtu.be/Ob468x81NNU
Für gewöhnlich wird die sowjetische Ideologie, innerhalb deren diskursiver Logik Genossen-Beziehungen als der grundlegende Typus aller persönlichen Bindungen in der sozialistischen Gesellschaft gedacht wurden, als prägend im Sinne einer Einführung von kollektivistischen Praktiken in allen Bereichen des Lebens eingeschätzt. Wie aber gestaltete sich sowjetisches Genossentum in der Praxis? Das Projekt geht dieser Frage durch die Erforschung von Arbeitskonflikten in sowjetischen Betrieben nach. Insbesondere fokussiert es die Argumentationsweisen der Konfliktpartner und die Formen der Zusammenarbeit beider Seiten bei der Lösung von Konflikten. Wenn die Erörterung und Verurteilung durch die Genossen eine der klassischen Formen sowjetischer kollektiver Konfliktlösung war, die ein Bündel von Vor- und Nachteilen für die einzelnen Arbeiter mit sich brachte, dann erlauben die Argumente, die die Teilnehmer der Gerichtsprozesse vorbrachten, deren eigene gesellschaftliche Vorstellungen zu analysieren. Anhand einer derartigen Untersuchung lässt sich herausarbeiten, in welchem Zusammenhang das Verständnis gewöhnlicher Bürger von Gerechtigkeit mit der kollektivistischen, diskursiv festgelegten Vorgabe stand.